Als die Römer frech geworden...
   

 

 

 

 

Zunächst geht unser Dank an Dixie, der dieses Treffen prima organisiert und durchgeführt hatte.

Die Horte war komplett bis auf Ulli. Die Zahnop. War kurzfristig terminiert und ließ sich nicht verschieben.  Wir hatten ein Hotel mit Sing-und- Diskussionsmöglichkeit in Osnabrück, den KULMBACHER HOF“.  Leider lagen einige Zimmer zur Straße, so dass Freunde schlecht geschlafen haben. Indianer kennen aber keinen Schmerz, nicht wahr Brat?

So waren neben sechs Gitarren zehn Freunde da, Brat, Peter Weigandt, Lampi (Peter Lampasiak), Uwe,  Helle, Kuddi, Caschi,, Hogger, Hubert und Dixie. Die Ersten kamen gegen Mittag und hatten Hunger.  Ein Klasse – Restaurant „Zinnober“ hatte wunderbaren  Rotwein und italienisches Essen. Dann tauchte der restliche Haufen im Hotel auf.  Große Freude, sofort Gesänge und lebhafte Gespräche. Römer, Varus auch zeitnahe Politik. Es ging sofort zur Sache.  Peter W. hatte die einzigen bekannten Berichte der römischen Seite über diese Schlacht des Varus am Teuto dabei und war bestens vorbereitet.

Publius Cornelius Tacitus um 116/117 n. Chr. Und Cassius Dio Cocceianus: Römische Geschichte nach 229 n. Chr. Dazu Skizzen vom römischen Germanien.

M.E. Berichte die die römische Seite positiv darstellen, um Rom zu gefallen oder die Germanen zu überzeichnen, au gleichem Grund.

Über den „wahren Ort“ der Varus Schlacht sollten wir nicht reden. Da sind schon landschaftliche Eitelkeiten, Halbwissen, Rechthabereien und viel Dummheiten ausgetauscht worden.

Zwei Dinge nur:  Das Hermannsdenkmal im Teuto bei Detmold steht sehr exponiert, sieht mächtig aus und ist das Lebenswerk des Ernst von Bandel, der in  Hannover und Berlin als Bildhauer und Archtitekt gearbeitet und den Platz für das Dankmal selbst ausgesucht und bestimmt hatte. Nix historisches also, ehe zur Ehre des Cheruskers und aus dem Geschmack der Zeit entstanden, Baubeginn 1838, 1875 Fertigstellung. Kalkriese ist da schon eher möglich. Die Topographie der Landschaft, die Funde sind schon bessere Argumente.  Der Weg der Römer führte wohl zu Beginn vom Niederrhein Xanten an der Ems entlang zur Weser. Auch vom Lager Haltern könnten sie gekommen sein.  Die Schlacht bei Kalkriese fand auf dem Rückweg aus dem Sommerlager an der Weser statt.  Vielleicht hatte man den Auftrag Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Hierfür konnte nachgewiesen werden, dass es sich um einen friedlichen Zug mit Frauen und Kindern zur Zeit des Überfalls handelte. Kann auch sein, dass der Lebensraum im Osten gesichert werden sollte, wie es später ja unser Gröfaz versuchte..                                                                                 

Singen und sagen bei bayrischer Küche zum Abend. Unsere Lieder hatte Lampi wie immer drauf und registriert. Das Essen im Hotel reichlich aber hallo. Kuddi im Kampf mit der Schweinshaxe, Bratkartoffeln und Spiegeleier, Leberkäse.

Am Mittwoch früh nach Kalkriese zur Ausstellung, dem Landschaftspark, dem Ort, der eigentlich von den Funden und der Topographie der Umgebung den Berichten am Nächsten kommt. Eine beeindruckende Sammlung von ca. 6000 Artefakten ist zu sehen.

Der Cheruskerfürst „Arminus“, eigentlich eingehorsamer Vasall Roms, muß sehr geschickt und listig vorgegangen sein. Neben seiner Arbeit  für den Kaiser in Rom brachte er die auch in sich zerstrittenen germanischen Stämme im geheimen zusammen, ohne moderne Nachrichtenübertragung. Vermutlich spielten  verwandtschaftliche Bande eine Rolle.

Die Gründe für diese Attacke auf die Legionen des Verwaltungsbürokraten Varus, der ja kein Feldherr vom Ursprung war und erst nachträglich dazu ernannt worden war, sind unklar. 116/117 n. Chr. Schreibt Publius Cornelius Tacitus Zitat: Der echte Germane wird es nie verzeihen, dass sich zwischen Elbe und Rhein Ruten, Beile und die Toga haben blicken lassen.  Andere Völker haben Hinrichtungen und Tributzahlungen noch nicht geschmeckt, weil sie das römische Reich nicht kennengelernt haben.  Wir aber, die wir seinJoch abgeschüttelt haben, wir, vor denen der unter die Götter erhobene Augustus, der zum Kaiser erkorene Tiberius unverrichteter Sache hat den Rücken kehren müssen,- wir werden jetzt nicht vor einem unerfahrenen Knaben, vor einem meuterischen Heer  zittern.  Wenn ihr das Vaterland, die Eltern, die alte Freiheit der Knechtschaft und neuen Römerstädten vorzieht, dann folgt Arminius, der euch  zum Ruhm und zur Freiheit, nicht Segestes, der euch in Schande und Sklaverei führt!“  Zitat Ende.

Man suchte nachträglich Gründe, um die Blamage für die Niederlage und den Selbstmord des Varus  zu verstehen.  Es gab auch gewiss psychologische. Persönliche Motive des Cheruskers, über die man kräftig spekulieren kann. Arminius war ein sehr guter Motivator aber auch eine hinterlistige Bazille.

Zurück nach Osnabrück. Mittagszeit und Stärkung im „Zinnober“ beim Italiener vor dem westfälischen Frieden, dem Dom und der Stadt Osnabrück.

Eine schöne, gut restaurierte Altstadt. Die Fußgängerzone austauschbar nicht aber der St. Petrus Dom. Spätromanisches Bauwerk aus Ibbenbürener Sandstein, die Fassade, die innere Ausstattung, Böden und Altäre, ein komlettes Ensemble. Der ständigen Erweiterung aus Platzgründen entstammt der gotische Teil. Getrennt und gut erkennbar die Baustile. Der Sandstein relativ weich weil porös relativ leicht zu bearbeiten.  Ständige Bauhütte wie bei allen großen Domen erforderlich noch heute.

Alle Texte und Ausführungen sind im Internet zu finden. Bitte nachlesen, wen`s interessiert. Es würde sonst den Rahmen unserer Chronik sprengen.

Noch das Rathaus, wo neben der Stadt Münster der osnabrücker Teil des westfälischen Friedens letztlich 1648 den dreißigjährigen Krieg beendete.  Im Verhandlungssaal die Porträts der Teilnehmer der Abschlussverhandlungen. Im Rathaus noch  eine Ausstellung der Stadtinsignien von Osnabrück.

Das Pflastertreten forderte langsam Tribut. Zwei ältere Herren, angeschlagen durch Hüftop. Herzprobleme und zusätzlichen Wadenzerrungen schlichen zum Taxistand, also Brat und Hogger. Wir brauchten Ruhe vor unserm Abend.

Ein wunderbarer letzter Abend. Es war eine Freude zusammen zu sein zu singen, zu reden, zu essen zu trinken. Für unsere Musik Beifall von anwesenden Gästen. Dixie spielte fantastische Soli. Sein Referat über die Musik der Römer einfach Spitze. Nero`s musische Ergüsse waren teilweise Satire und grausam grotesk aber anscheinend hat er etwas bewegt.

Ein Treffen gefüllt prall mit Erlebnissen, viel Programm und dem Gefühl, dass die Freunde der Horte stark miteinander verbunden sind.

Dann der Abschluß „ Kameraden wann sehen wir uns wieder?“ In 2009 „Ostfriesland“ mit Papenburg, der Meier- Werft u.a. Caschi  meinte er wäre dran. Prima, dann auf geht`s.

Euer Hogger !

 

Die Varusschlacht

Eines ist sicher: Dort, wo bei Detmold das Herrmannsdenkmal steht, hat im Jahr 9 n. die „Varusschlacht“ oder die Schlacht im „Teutoburger Wald“ oder, wie auf einer Schrifttafel im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu lesen ist, der „Urknall der deutschen Geschichte“ nicht stattgefunden. An welchem Ort aber dann? Vielleicht am Kalkrieser Berg in der Nähe von Bramsche?

Zunächst sei ein Blick auf die Vorgeschichte dieses dramatischen Ereignisses geworfen. Seit dem Jahr 12 v. unternahmen die Römer immer wieder Versuche, Germania, wie sie das Land östlich des Rheins nannten, bis zur Elbe zu erobern. Hauptziel dieser Eroberungskriege war, die Grenze gegen die germanischen Stämme zu verkürzen und sie von Rhein und Donau auf die leichter zu verteidigende Linie Elbe–Moldau–Donau vorzuverlegen.

Die Feldzüge gegen die Germanen eröffnete Drusus, Bruder des späteren Kaisers Tiberius. Im Jahr 9 v. stieß er mit seinen Truppen bis an die Elbe vor, verunglückte jedoch beim Rückmarsch in das Winterquartier tödlich. Tiberius setzte zwischen den Jahren 8 bis 6 v. sowie 4 und 5 n. die Feldzüge gegen die Germanen fort. Über diese Feldzüge schrieb der römische Geschichtsschreiber Velleius, der unter Tiberius Legionskommandeur war, in seiner Römischen Geschichte: Tiberius führte den Krieg mit der ihm eigenen Tapferkeit und dem gewohnten Glück weiter; siegreich durchzog er alle Teile Germaniens ohne jeden Verlust für das ihm anvertraute Heer. ... Er bändigte Germanien so vollständig, das es fast zu einer tributpflichtigen Provinz wurde (Velleius 2,97).

Die Verwaltung der römischen Provinz Germania übernahm im Jahr 7 n. Publius Quinctilius Varus als Legatus Augustii pro praetore, als Statthalter einer kaiserlichen Provinz, kaiserlich, weil sie an der Reichsgrenze lag und deshalb der Oberaufsicht des Kaisers und nicht des Senats in Rom unterstand. Er war mit einer Großnichte des Augustus verheiratet. Anders als Drusus und Tiberius war Varus jedoch weniger ein Militär als vielmehr von milder Gesinnung und ruhigem Temperament, an Geist und Körper schwer beweglich und eher die Muße des Lagerlebens als das Kriegsführen gewohnt (Velleius 2,117). Inwieweit diese Charakterisierung zutrifft, mag offen bleiben.

An der Nordgrenze des Römischen Reiches schien entlang von Rhein und Donau alles ruhig, und daher schien auch ein Vorstoß in die von den Germanen bewohnten möglich, der viel weiter als die bisherigen ausgreifen sollte. Tiberius beabsichtigte zunächst, Böhmen zu erobern. Doch dann begannen Rekruten aus dalmatinischen Stämmen, die am Angriff auf Böhmen teilnehmen sollten, zu meutern. Die Meuterei weitete sich zu einem Aufstand aus, der sich von der dalmatinischen Küste bis nach Pannonien ausdehnte. Tiberius brach daraufhin den geplanten böhmischen Feldzug ab. Erst nach drei Jahren gelang es ihm im Jahr 9 n., den Aufstand endgültig niederzuschlagen.

Die einzige Schilderung der Varusschlacht, also dessen, was sich anschließend in Germanien abspielte, überliefert der römische Historiker Cassius Dio. Zwar ist seine Römische Geschichte erst nach dem Jahr 229 n. entstanden, jedoch war er zuvor im Staatsdienst als Konsul, Praetor und Provinzgouverneur tätig gewesen und hatte daher Zugang zum Reichsarchiv. Darüber hinaus konnte er sich auf etliche, heute größtenteils verlorene Schriften älterer Historiker stützen. Sein Bericht sei daher vollständig zitiert (Cassius Dio 56,18,1-22,2):

18 (1) In eben jener Zeit hatten sich nämlich in Germanien folgende Ereignisse abgespielt: Die Römer hatten gewisse Teile davon in Besitz, nicht zusammenhängende Gebiete, sondern nur solche Bezirke, wie sie gerade unterworfen worden waren, weshalb denn auch hiervon keine Erwähnung geschah. (2) Und römische Soldaten lagen dort in Winterquartieren, und man begann eben mit der Anlage von Städten. Die Barbaren selbst paßten sich den neuen Sitten an, gewöhnten sich an die Abhaltung von Märkten und trafen sich zu friedlichen Zusammenkünften. Doch hatten sie noch nicht ihre alten Gewohnheiten, ihre angeborenen Sitten, ihr früheres ungebundenes Leben und die Macht vergessen, wie sie vom Waffenbesitz kommt. (3) Daher fühlten sie sich, solange sie diese Sitten nur allmählich und sozusagen nebenher unter genauer Überwachung verlernten, weder durch den Wandel in ihrer Lebensart gestört, noch merkten sie, wie sie andere wurden. Als jedoch Quinctilius Varus Statthalter der Provinz Germanien wurde und in Wahrnehmung seines Amtes sich auch mit den Angelegenheiten dieser Volksstämme befaßte, da drängte er darauf, die Menschen rascher umzustellen, und erteilte ihnen nicht nur Befehle, als wenn sie tatsächlich römische Sklaven wären, sondern trieb sogar von ihnen wie von Unterworfenen Steuern ein. (4) Eine derartige Behandlung aber wollten sie sich nicht gefallen lassen, die Fürsten verlangten vielmehr nach ihrer früheren Machtstellung, die Massen aber gaben der gewohnten Ordnung den Vorzug vor der Fremdherrschaft. Sie empörten sich indes nicht in aller Offenheit, da sie sahen, daß viele römische Truppen am Rhein, viele aber auch in ihrem eigenen Lande standen. (5) Statt dessen nahmen sie Varus bei sich auf, taten so, als wollten sie alle ihnen erteilten Befehle ausführen, und lockten ihn auf diese Weise weit vom Rhein weg, ins Cheruskerland und bis an die Weser. Dort zeigten sie sich höchst friedlich und freundschaftlich und erweckten damit in ihm den Glauben, sie könnten auch ohne die Anwesenheit von Soldaten ein unterwürfiges Leben führen.

19 (1) Varus behielt daher seine Legionen, wie es in einem Feindesland richtig gewesen wäre, nicht beisammen, sondern verteilte viele seiner Soldaten an schwache Gemeinwesen, die ihn darum baten, angeblich zu dem Zweck, entweder verschiedene Punkte zu bewachen oder Räuber festzunehmen oder gewisse Lebensmitteltransporte zu geleiten. (2) Hauptverschwörer und Anführer bei dem Anschlag wie bei dem Krieg waren neben anderen Arminius und Segimerus, Varus‘ dauernde Begleiter und wiederholt auch Tischgenossen (Arminus diente auf den Feldzügen des Tiberius in den Jahren 4 bis 6 n. als Tribun, also als Führer einer Kohorte, die zwischen 800 und 1.000 Mann stark war; für seine militärischen Verdienste erhielt er das römische Bürgerrecht und den Rang eines Ritters [Velleius 2,118]). (3) So fühlte sich der römische Feldherr sicher und rechnete mit nichts Schlimmen; all denen aber, welche die Vorgänge argwöhnisch verfolgten und ihn zur Vorsicht mahnten, schenkte er keinen Glauben, ja machte ihnen sogar noch Vorwürfe, als seien sie ohne Grund beunruhigt und wollten seine Freunde nur verleumden. Dann kam es zu einer ersten Aufstands-bewegung, und zwar bei den Völkerschaften, die von ihm entfernt wohnten, ein wohl-überlegter Plan: (4) Varus sollte gegen diese Unruhestifter zu Felde ziehen und auf dem Marsch durch angeblich befreundetes Gebiet mit geringer Mühe überwältigt werden, anstatt daß er sich, wie bei einem allgemeinen, plötzlichen Ausbruch von Feindseligkeiten gegen ihn zu erwarten war, besonders in acht nahm. Und so kam es denn auch: Zuerst gaben ihm die Verschworenen beim Ausmarsch das Geleit, dann beurlaubten sie sich, um angeblich die verbündeten Kontingente zu sammeln und ihm damit rasch zur Hilfe zu kommen, (5) übernahmen aber nur die Führung ihrer schon bereitstehenden Truppen und griffen, nachdem man allerorts die dort befindlichen, zuvor erbetenen Garnisonen niedergemacht hatte, den Feldherrn selber an, der sich bereits inmitten undurchdringlicher Wälder befand. Dort aber offenbarten sich im gleichen Augenblick die Germanen statt als Untertanen – als Feinde und richteten viele schreckliche Verheerungen an.

20 (1) Die Berge, ohne Ebenen, waren nämlich von Schluchten durchzogen, außerdem standen Baumriesen dicht nebeneinander, so daß die Römer bereits vor dem feindlichen Überfall mit dem Fällen der Bäume, der Anlage von Wegen und der Überbrückung von Geländeabschnitten, wo solches nötig war, Mühe genug hatten. (2) Wie mitten im Frieden führten sie viele Wagen und auch Lasttiere mit sich; dazu begleiteten sie zahlreiche Kinder und Frauen und noch ein stattlicher Sklaventroß, die sie ebenfalls zu einer gelockerten Marschform zwangen (diese Schilderung spricht eher dafür, daß sich die Römer wie alljährlich – vermutlich im September – auf dem Marsch in die Winterquartiere, wahrscheinlich in Haltern und am Rhein, befanden). (3) Inzwischen kam auch ein starker Regen und Sturm auf, was die Marschierenden weiter voneinander trennte, und der Boden, um die Wurzeln und Stämme eher schlüpfrig geworden, machte jeden Schritt höchst unsicher; Bruch und Sturz der Baumwipfel sorgten für weitere Verwirrung. (4) Mit solchen Schwierigkeiten hatten damals die Römer zu ringen, als die Barbaren, wegekundig wie sie waren, gerade durch die ärgsten Dickichte drangen und sie plötzlich gleichzeitig von allen Seiten her umzingelten. Zuerst schossen sie nur aus der Ferne, dann aber, als niemand sich wehrte und viele verwundet wurden, rückten sie näher an die Gegner heran. (5) Die Römer marschierten ja in keiner festen Ordnung, sondern im Durcheinander mit Wagen und Unbewaffneten; sie konnten sich auch nirgendwo leicht zu einer Gruppe zusammenschließen, und da sie überall den jeweiligen Angreifern zahlenmäßig unterlegen waren, hatten sie selbst schwer zu leiden, ohne etwas dagegen ausrichten zu können.

21(1) Aus diesem Grunde schlugen sie an Ort und Stelle ein Lager auf, nachdem sie, soweit dies auf einem bewaldeten Berge möglich war, einen passenden Platz gefunden hatten. Hierauf verbrannten sie die meisten Wagen und was ihnen sonst nicht dringend nötig schien, oder ließen sie zurück. Anderntags ging der Marsch in etwas besserer Ordnung weiter, und sie erreichten, freilich nicht ohne blutige Verluste, sogar freies Gelände. (2) Von dort aus gerieten sie aber wieder in Wälder, und hier mußten sie sich gegen die Angreifer wehren, wobei sie aber gerade die schwersten Verluste erlitten. Denn auf so engen Raum zusammengepreßt, damit Schulter an Schulter Reiter und Fußvolk den Feinden entgegenstürmen könnten, stießen sie vielfach aufeinander oder auf die Bäume. (3) Als der vierte Tag graute, befanden sie sich immer noch auf dem Marsch, und erneut überfielen sie heftiger Regen und starker Wind, die sie weder weitergehen noch festen Stand finden, ja nicht einmal mehr die Waffen gebrauchen ließen. Sie konnten sich nämlich nicht mehr mit Erfolg ihrer Bogen und Speere oder der ganz und gar durchnäßten Schilde (die mit Leder überzogen waren) bedienen. (4) Die Feinde hingegen, größtenteils nur leicht gerüstet und imstande, ungefährdet anzugreifen und sich zurückzuziehen, hatten weniger unter den Unbilden zu leiden. Außerdem hatte sich ihre Zahl stark vermehrt, da viele von den anderen, welche zunächst nur abgewartet hatten, sich ihnen jetzt – vor allem in Hoffnung auf Beute – anschlossen.

Bei den Römern hingegen war in den vorausgehenden Gefechten schon eine Menge gefallen, und ihre Reihen waren gelichtet. (5) So konnten die Barbaren ihre Gegner leichter umzingeln und niedermachen. Varus und die übrigen hohen Offiziere erfaßte darüber Angst, sie möchten entweder lebendig in Gefangenschaft geraten oder von ihren grimmigsten Feinden getötet werden – sie waren ja schon alle verwundet –, und das ließ sie eine zwar schreckliche, aber notwendige Tat wagen: Sie begingen Selbstmord.

22 (1) Als sich die Kunde davon verbreitete, leistete vom Rest der Leute, selbst wenn er noch bei Kräften war, nicht einer mehr Widerstand, vielmehr ahmten die einen das Beispiel ihres Feldherrn nach, während die anderen selbst ihre Waffen wegwarfen und sich vom nächstbesten, der da wollte, niedermachen ließen; denn Flucht war unmöglich, wie sehr sie einer auch ergreifen wollte. (2) Und so wurde jeder Mann und jedes Pferd, ohne daß man Gegenwehr fürchten mußte, niedergehauen. (Hier hat der Text eine Lücke, die über die Varusschlacht hinausreicht.)

Die römischen Verluste waren gewaltig, und so kamen schlimme Nachrichten aus Germanien über die Vernichtung des Varus und seiner Legionen sowie von drei Kavallerieregimentern und sechs Kohorten (Velleius 2,117). Augustus soll daraufhin, so berichtet Sueton in seiner nach 120 n. veröffentlichten Augustus-Biographie, aus-gerufen haben: Vare, legiones redde – „Varus, gib (mir) die Legionen zurück!“ (Sueton, Vita divi Augusti 23,2). In Rom brach Panik aus, doch die Germanen verstanden es nicht, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Die vernichteten Legionen – die XVIII., XIX. und XX. – wurden nie wieder neu aufgestellt. Mit ihnen, den etwa 15.000 bis 18.000 Legionären, waren auch noch an die 1.000 Reiter und wohl 5.000 bis 6.000 weitere Legionäre gefallen, fast ein Achtel des römischen Heeres. Die untergegangenen Legionen wurden später durch die XXVI. XXVII. und XXVIII. ersetzt. Nur einer einzigen Garnison rechts des Rheins gelang es, sich mit Frauen und Kindern über den Fluß zu retten (Cassius Dio 56,26). Die Tatsache, daß bei den Truppen Frauen und Kinder waren, legt den Schluß nahe, daß sich das Verhältnis zu den Germanen friedlich gestaltet hatte und daß Varus das getan hatte, was unter diesen Umständen seine Aufgabe war, nämlich in der neuen Provinz, die dafür bereit schien, eine Steuerverwaltung und eine reguläre Rechtsprechung einzurichten.

Jede Geschichte hat ihre Nachgeschichte, so auch diese. Erst zwei Jahre nach der Schlacht ging Tiberius im Jahr 11 n. wieder zu Einfällen nach Germanien über. Hauptzweck war zunächst, die Moral der Truppe wieder zu festigen. Doch die Provinz Germania war und blieb verloren; das große Lager in Haltern wurde nicht wieder besetzt. Germanicus, ein Sohn des Drusus, Neffe und Adoptivsohn des Tiberius, löste im Jahr 13 n. seinen Adoptivvater im Kommando über die Truppen am Rhein ab. Trotz mehrerer Feldzüge in den Jahren 14 bis 16 n. – ihm standen insgesamt acht Legionen zur Verfügung – wurde der Krieg gegen die Germanen mehr geführt, um die Schande jenes unter Varus‘ Kommando verlorenen Heeres wiedergutzumachen, als in dem Wunsche, das Reich noch zu vergrößern, oder in der Erwartung eines entsprechend hohen Gewinnes – berichtet der römische Historiker Tacitus in seinen um 116/117 geschriebenen Annalen (1,3).

Bei einem dieser Feldzüge drang Germanicus im Jahre 15 n. tiefer nach Germanien ein. Mit Hilfe einer Flotte gelangte er auf der Ems in das Land der Brukterer. Über den Fortgang dieser Unternehmung schreibt Tacitus, der als ehemaliger Konsul, Prokonsul und Praetor wie später Cassius Dio Zugang zu den Akten des Reichs-archivs hatte, aber auch zeitgenössische Quellen verwandte: (1,60) Die Brukterer verbrannten selber ihre Ortschaften und wurden von den leichtbewaffneten Truppen unter Stertinius in Germanicus‘ Auftrag in die Flucht geschlagen. Beim Morden und Plündern fand sich der Adler (entspricht etwa heute einer Standarte oder Fahne) der XIX. Legion, die mit Varus zugrunde gegangen war. Weiter wurde der Heereszug bis in die entlegensten Teile des Bruktererlandes geleitet und alles Land zwischen den Flüssen Ems (Amisia) und Lippe (Lupia) verwüstet. Man war dem Teutoburger Wald (Teutoburgiensis saltus), in dem, wie es hieß, die Reste der Legionen und ihres Feldherrn Varus unbestattet lagen, nicht mehr fern. (61) In Germanicus regte sich der Wunsch, den Soldaten und ihrem Feldherrn die letzten Ehren zu erweisen, und ebenso war das gesamte anwesende Heer in wehmütiger Stimmung. Man dachte an die toten Verwandten und Freunde, überhaupt an das launische Kriegsglück und das Los der Menschheit.
Caecina wurde vorausgesandt, die dunklen Waldschluchten zu durchforschen, Dämme und Brücken über die feuchten Sümpfe und trügerischen Moorwiesen zu bauen. Dann gelangte man an die traurige Stätte, die einen grauenvollen Anblick gewährte und so schaudervolle Erinnerungen barg. Der Umfang, die Absteckung des Hauptplatzes deutete bei dem ersten Lager des Varus deutlich darauf hin, daß drei Legionen daran gearbeitet hatten. An dem halb eingestürzten Wall und dem flachen Graben erkannte man dann den Platz, an dem die bereits zusammengeschmolzenen Reste gelagert hatten. Mitten auf dem Felde lagen bleichende Knochen, bald einzeln, bald haufenweise, je nachdem sie von Flüchtigen oder von einer noch kämpfenden Abteilung herrührten. Daneben zerbrochene Waffen und Pferdegerippe; an den Bäumen waren Menschenschädel befestigt. In den Hainen in der Nähe standen die Altäre der Barbaren, an denen man die Tribunen und die Centurionen ersten Ranges geschlachtet hatte. Soldaten, die lebend aus jener Niederlage davongekommen waren, die sich aus der Schlacht oder der Gefangenschaft hatten retten können, zeigten nun die Stellen, wo die Legaten in den Staub gesunken, wo die Adler verloren gegangen waren; wo Varus die erste Wunde erhalten, wo der Unselige sich mit eigener Hand den Todesstoß versetzt hatte; von welcher Tribüne aus Arminus zu seinem versammelten Heer gesprochen hatte, wieviel Galgen, was für Martergruben er für die Gefangenen hatte herrichten lassen, und wie er im Hochgefühl seines Sieges über die Feldzeichen und Adler gespottet hatte.
(62) So begrub das römische Heer sechs Jahre nach dem unglücklichen Ereignis, unter wachsendem Ingrimm gegen die Feinde, die Gebeine der drei Legionen. Keiner wußte, ob er die Reste Fremder oder die seiner Angehörigen mit Erde überdeckte. Man sah in allen Freunde und Blutsverwandte. Das erste Rasenstück zu dem Grabhügel legte Germanicus: Den Toten erwies er den ersehntesten Dienst, die Lebenden tröstete er in ihrem Schmerz.

Nachzutragen ist, daß es im Jahre 16 n. bei einem weiteren Vorstoß einem römischen Heer gelang, einen weiteren Legionsadler der Truppen des Varus zurückzugewinnen (Annalen 2,25). Es blieb bei diesem und einigen anderen Vorstößen, die aber nichts daran änderten, daß es die Römer nicht schafften, einen günstigeren Grenzverlauf als den an Rhein und Donau zu erreichen. Im wesentlichen erst im zweiten Jahrhundert gelang es ihnen mit viel Mühen doch noch, diese Grenze zu verkürzen, und zwar durch den Bau des Obergermanischen Limes zwischen dem rechtsrheinischen Rheinbrohl – nordwestlich von Neuwied gelegen – und Lorch sowie dem Bau des Rätischen Limes zwischen Lorch und Eining – nördlich von Neustadt an der Donau.

Wo aber lag der Ort dieser Schlacht? Die topographischen Beschreibungen der antiken Autoren sind so vage, daß sie nicht zu verifizieren sind. Denn nur ein einziger von ihnen war je dort in Germanien. Und der – Velleius – hat keine brauchbaren topographischen Notizen hinterlassen. Wir wissen nicht einmal, welches Mittelgebirge für Tacitus der Teutoburgiensis saltus war, wobei saltus einen „gebirgigen, waldigen Landstrich“ meinen kann, ein „Waldgebirge“, eine „Gebirgs-“ oder „Waldschlucht“, ein „Waldtal“, aber auch einen „Gebirgspaß“. Nur eines ist ziemlich sicher: der Ort muß irgendwo in Nordwestdeutschland liegen, nicht allzu weit entfernt von Ems und Lippe. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich könnte nach allem allein eine Örtlichkeit haben, die einerseits nicht allzu weit von den bei Tacitus genannten topographischen Gegebenheiten entfernt ist – wortwörtlich und übertragen – und wo es archäologische Hinweise dafür gibt, daß dort eine Schlacht dieses Ausmaßes stattgefunden haben könnte.

Hier kommt der Kalkrieser Berg östlich von Bramsche ins Blickfeld. Topographisch findet sich dort vieles, was unter den Bedeutungen von saltus aufgezählt ist. Er liegt am nördlichen Rand des Wiehengebirges, und vielleicht ist ja dieser Höhenzug der Teutoburgiensis saltus des Tacitus. Sodann beträgt die Entfernung zur Ems nur rund 40 Kilometer Luftlinie. Und schließlich sind am Kalkrieser Berg auf einer bisher nur teilweise untersuchten Fläche von rund 30 km² eine große Menge Fundstücke ausgegraben worden, die auf eine militärische Auseinandersetzung zwischen Römern und Germanen hindeuten. Dazu gehört eine beträchtliche Anzahl römischer Münzen, deren keine nach 9 n., dem Jahr der Schlacht, geprägt wurde und von denen überdies etliche das Prägezeichen VAR des Varus aufwiesen. Ferner wurden Leichengruben mit Knochen von Männern im Alter von 19 bis 45 Jahren gefunden, dem typischen Alter römischer Legionäre, und vieles mehr.

Natürlich bietet all das immer noch keine Sicherheit, daß mit dem Kalkrieser Berg nun endlich der Ort der Varusschlacht gefunden ist. Wohl aber besteht eine erhebliche Wahrscheinlichkeit, daß er es sein könnte, zumal bisher kein anderer Ort bekannt ist, an dem die vagen topographischen Angaben der antiken Autoren und die archäologischen Funde so gut zusammenpassen wie an dieser Stelle. Also ist bis zum Beweis des Gegenteils zu vermuten, daß der Ort jener für Römer und Germanen gleich bedeutsamen Schlacht nun endlich gefunden ist.

Peter Weigandt

 

Etwas über die Musik der Römer

Bei unserem Besuch im Museum der Varus-Schlacht in Kalkriese war erwähnt, dass die Römer in ihren Legionen auch Musiker hatten. Aber die Musikgeschichte Roms wurde über Jahrhunderte falsch dargestellt. Ursache war die neuhumanistische Griechenbegeisterung Burneys, der die römische Musikgeschichte (1776-) als Wüstenpassage beschrieb und somit die Musik der Römer für lange Zeit unberechtigter Weise abwertete.

Somit konnte Forkel in seiner „Allgemeinen Geschichte der Musik“ 1788, die Musik der Römer als bloßen griechischen Import beschreiben.
Doch die Diskussionen über die römische Musik und ihrer Instrumente zogen sich noch ein Jahrhundert hin.  Auf sie soll hier auch nicht im Einzelnen eingegangen werden.

Inzwischen wurde erforscht, dass bereits vor der Einwanderung der Italiker auf der Apenienhalbinsel musiziert wurde. Allerdings hat man noch keine Belege für die Stein- und Kupferzeit gefunden, also bis ungefähr 2000 v.Chr.

In voretruskischer und vorindogermanischer Zeit hat die Urbevölkerung bereits musiziert.
Viele Volksstämme besiedelten in der Folgezeit das Land: Italiker, Illyrer, Etrusker, Falisker, Osko-Umbrier u.a. Irgend ein Stamm, man konnte bisher nicht feststellen welcher, bezeichnete das Spielen der Saiteninstrumente mit „fides“. Das war seit mykenischer Zeit bekannt.

Das Spielen von Saiteninstrumenten weist auf frühe Kulthandlungen hin in denen Götter angerufen wurden, was mit Blasinstrumenten nicht möglich war.
So beim griechischen  Apollo-Kult. Während sich die Mädchen zum Reigen aufstellten begann der Kitharode mit dem dreiteiligen Chorlied. Der Vorspruch, mit Saiteninstrument begleitet, umfasste bei Apollon 560 Strophen, die alle improvisiert begleitet wurden. Beim folgenden einstudierten Reigentanz, bei dem die Mädchen die Gottheit anriefen, war keine Improvisation möglich, sie tanzten sich durch Rufen, Singen und Saitenspiel in Ekstase um das Göttliche zu erfahren. Sie waren dann „entheos“ = voll der Gottheit und ihr Zustand wurde mit „Enthosiasmos“ bezeichnet.

Typisch für die Römer wurde es dann, dass die Spielweise der Saiteninstrumente einen anderen Sinn als bei den Griechen bekam. Es wurde die Wirksamkeit der Musik auf die Seele bezweifelt. Kultmusik wurde in der Spätzeit zusammen mit dem Kult abgelehnt, individuelle Eindrücke beim Saitenspiel wurden relativiert und Musik nur zur Erleichterung der Arbeit angesehen.
Man forderte, Musik bei öffentlichen Spielen zu mäßigen, Blasmusik, Handpauken und Rasseln bei dionysischen Festen im privaten Bereich wurde nur geduldet, um bei Vergewaltigungen das Geschrei der Opfer zu übertönen.

Cicero schlägt in seiner Schrift „De legibus“ vor, das Saitenspiel durch Gesetze zu regeln.
Wichtig für die Musikgeschichte, mit Folgen bis heute, wurde es, dass Cicero in seiner bedeutenden Schrift „De finibus“ sich mit den griechischen Lehnwörtern der Musik auseinandersetzt, der Musik eine eigene Fachsprache zubilligt und rät, die griechischen Wörter zu übernehmen, obwohl man alles auch lateinisch ausdrücken könne.

Damit wurde die Übernahme des griechischen Begriffs „Kithara“ für Saiteninstrumente allgemein von den Römern sanktioniert. Noch heute heißt die Gitarre in Italien „chitarra“.
Varo schreibt dann in seinem Werk „De lingua Latina“, 45 v. Chr., dass die Spielweise eines Saiteninstruments lateinisch richtig geschrieben „citharicen“ lauten muss.

Im römischen Reich vor Christus waren somit zwei Begriffe für die Spielweise von Saiteninstrumenten in Gebrauch: 1.Das alte Wort „fides“ und 2. das neu eingebürgerte „citharicen“.

Beide Bezeichnungen gingen später auf Instrumente über, fides als Linie zu den Streichinstrumenten ( Fidel, Violine, Violoncello usw.) und citharicen zu den Zupfinstrumenten. (Kithara, Gitarre, Zitter, usw.)
Die Macht der Musik erkennt Cicero in den Tafelliedern der Salier. Wiegenkithara und Lyra waren die vorherrschenden Saiteninstrumente. Zahlreich sind die etruskischen mythologischen Darstellungen mit Saiteninstrumente: Kitharaspieler, die den Mädchenreigen anführen. Lyraspielende Kentauren,  Amor mit Lyra, Saitenspielerin, Adonis und Turan mit Lyra, die Göttin Lasa einen Leierspieler küssend, Zeus, Herkules, Alkmene, Paris und Phaon, alle mit Leier.

Im Gegensatz zur griechischen Musik- und Kultpflege finden sich viele Belege für das Ensemblespiel mit Blas- und Saiteninstrumente.

Bei dieser Vielfalt im Gebrauch der Saiteninstrumente ist die Ansicht, nur gefangene Griechen hätten die Saiteninstrumente in Rom bekannt gemacht, mehr als unwahrscheinlich.

Allerdings fehlen in der lateinischen Literatur Nachweise über das etruskische Saitenspiel.
11/2 Jahrhunderte wurde nur von Kriegsmusik und Soldatenlieder berichtet, wofür die Quellen des Livius verantwortlich sind.

Nach der großen Seuche 399 v.Chr. wurde das feierliche Göttermahl zur Freude mit Saitenspiel begleitet. Nach einer erneuten Seuche 367 wurde in Rom das Theaterspiel eingeführt mit der Entwicklung zu musikalischen Großformen. Dazu wurde die griechische Einrichtung des Lyraspiels (Schulunterricht) eingeführt. Plautius bezeichnet mit „musisch“ ironisch ein üppiges Leben. Die Musiker wurden u.a. als „fidicinae“ bezeichnet. Aber schon damals gab es eine zwiespältige Haltung, denn die Berufsmusiker der hellenistischen Zeit, die auf dem Sklavenmarkt gemietet oder gekauft werden konnten, waren verachtet weil sie wegen ihrer Trinkfestigkeit in keinem guten Ruf standen.

188 v.Chr. brachte der Friede von Apameia eine Zeitwende für Rom. Asiatischer Luxus wurde nach Rom eingeführt. Vor allem Saitenspielerinnen, die fortan mit ihrem Spiel die römischen Tafeln bereicherten und allgemein zu einer Hellenisierung des römischen Musiklebens beitrugen.
Der Dionysuskult wurde wegen der hemmungslosen Ausschweifungen sofort verboten.
In öffentlicher Rede beklagt man, dass zwölfjährige Kinder des römischen Adels in die Schauspielschule gingen, um tanzen und singen zu lernen.

Nach den Kriegen 171-168 und der Neuordnung Griechenlands, kamen tausende Griechen als Sklaven nach Rom und verbreiteten griechische Musikkenntnisse –Gewohnheiten und –Fertigkeiten. Der ursprüngliche Bedeutungsinhalt der griechischen Kult-„musice“ wurde aber  umgedeutet.
Bei Terenz wird dann das „studium musicum“ im weiteren Sinn als geistige Bildung beschrieben, dann aber auch als reine Tonkunst, so dass seit diesem Zeitpunkt, 161 v.Chr., der Name „musik“ für Tonkunst in Rom eingebürgert war.
Terenz beschreibt auch, dass die Begleitsklaven in der Barbierstube warteten, bis die Schüler „citharistria“ das Haus des Musiklehrers verließen.
Bedeutende Römer schwelgten nur in Musik, so brandmarkt Cicero den luxuriösen Lebensstil des Chysogonus und informiert über die so große Zahl von Musiksklaven, die es ermöglichten Tag und Nacht mit ihrem Gesang, Saiten- und Tibiaspiel die ganze Nachbarschafz widerhallen zu lassen.Cicero beklagte sich auch über Verres, der anstatt auf dem Forum seinen Dienstgeschäften nachzugehen sich am Strand mit Sängerinnen und Saitenspielerinnen vergnügte.

Im Jahre 78 / 77 v.Chr. sind dann Silbermünzen (Silberdenar) im Umlauf, auf deren Vorderseite ein Trigonon und auf der Rückseite eine Laute eingeprägt ist. Das ist ein früher Beweis, dass den Römern auch die Laute im Musikleben bekannt war, denn in den römischen Kolonien in Kleinasien, dem Vorderen Orient und Nordafrika wurde sie ja gespielt.

Im Jahr 55 v.Chr. verlangte Cicero in „De oratore“ vom vollkommenen Redner eine umfassende Bildung zu der er die Musik, Geometrie, Astronomie, Grammatik und Rhetorik zählte.
Vom Gerichtsredner verlangte er, dass dieser die Gemüter der Richter so erreichen müsse, wie man mit den Händen in die Saiten der Kithara greift.

Horaz hat die äolische Lyrik als instrumental begleitetes Kunstlied in Rom eingebürgert. Demzufolge sieht man ab da eine römische Musik als eigene Kunstleistung.

Rom nach Christi Geburt

Nero und Hadrian hatten privat Odeen, doch trat Nero gerne mit seiner Kithara im Odeon in Neapel auf.(Das sogenannte Odeia war eine Musikhalle für öffentliche Musikaufführungen und hat seinen Namen vom griechischen „Ode“ = Gesang.)
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Nero (54-68) war von besonderem Ehrgeiz. Er wollte unbedingt als Wagenlenker und Kitharöde auftreten. Als er Herrscher wurde verpflichtete er den berühmten Kitharöden Terpnus. Ihm hörte er stundenlang zu und ließ sich unterrichten. Im Jahr 59 wagte er dann seine ersten öffentlichen musikalischen Darbietungen in seinem Privattheater. Ein Jahr später führte er, nach griechischem Vorbild, den öffentlichen Musikwettbewerb ein. Das war umstritten, weil das Auftreten auf der Bühne in Rom als ehrlos angesehen wurde. Nero gewann natürlich immer den Siegerkranz als Kitharode, den er dann vor der Augustusstatue niederlegte. Doch er wollte mehr, wollte berühmter werden und so versuchte er in Neapel im Jahre 64 mehr Ansehen bei der Bevölkerung zu erreichen.  Nero gefiel der taktmäßige Beifall der Alexandriner in Neapel so gut, dass er eine Gruppe Klatscher für sich verpflichtete, die 5000 Zuschauern das Taktklatschen beibringen mussten.
Tagelang trat er in Neapel auf, hatte keine Scheu auf der Bühne zu essen und zu trinken und selbst bei einem kleinen Erdbeben sang und spielte er zu ende.
Als im Jahr 64 der große Brand in Rom stattfand, Nero Angst hatte,  auf ihn würde der Verdacht fallen, ließ er die berüchtigte Christenverfolgung geschehen. Als Legende, hervorgerufen durch seine extravaganten Launen, wird heute sein Kitharaspiel beim Anblick des brennenden Roms vermutet. Dieser frivole Missbrauch einer künstlerischen Impression wird ihm aber heute  nicht mehr zugemutet. (G. Scheda).
Nero wollte seinen Ruhm als normaler Bewerber beim Wettstreit erringen. Dazu trat er wie bei Kitharisten üblich, in pythischer Festtracht auf. Die bestand aus einem langen mit Gold bestickten Purpurmantel und einer mit Edelsteinen besetzten Goldkrone. Die Kithara wurde mit einem Trageband gehalten.
Er vermied es, wie die anderen Bewerber, sich zu räuspern, zu niesen, sich ermüdet zu setzen und auszuspucken. Nach Tacitus trat er den Kampfrichtern mit Ehrerbietung gegenüber und hatte großes Lampenfieber. Er sang sehr lange, bis nachmittags um vier Uhr und verschob dann die Ausscheidung der Jury auf das nächste Jahr, denn er hatte Bedenken schlecht abzuschneiden. Dann war ihm das wieder zu lange und er trat erneut auf. Tacitus schildert, dass er das Publikum mit Kniefall und Handkuss begrüßte, wartete dann mit gespielter Sorge auf die Entscheidung der Kampfrichter während die Zuhörer taktmäßig klatschten.
Die Mitbewerber betrachtete er mit Eifersucht, stellte ihnen Fallen, beschimpfte sie und versuchte sie zu bestechen. Im Publikum waren Spitzel, die Uninteressierte, Schlafende oder Ferngebliebene denunzierten. Das konnte den Betroffenen dann den Kopf kosten. Niemand durfte das Theater verlassen, solange Nero sang, nur wer sich glaubhaft tot stellte, wurde hinausgetragen.
Ende 66 bis Anfang 68 reiste er durch Griechenland und trat dort unter anderem als Kitharode auf. Um bei möglichst vielen Wettkämpfen zu gewinnen ließ er die traditionellen Feste auf ein Jahr zusammendrängen und selbst in Olympia wurde ausnahmsweise ein musisches Fest veranstaltet.
Bei der Rückkehr nach Rom wurden bei seinem triumphfahlen Einzug Schilder mitgetragen auf denen seine Siege als Kitharode mit Ort und Titel vermerkt waren.
In seinem Gefolge befand sich auch der Kitharode Menekratis, dem er ein Vermögen und Häuser schenkte, auch der Kitharode Diodoros gehörte dazu. Scheinbar konnte er aber den einst sehr berühmten Kitharoden Pammenes nicht leiden, zwang ihn im hohen Alter aufzutreten, als er nicht mehr singen konnte, um dann dessen Bildsäulen umwerfen zu lassen.  
Kritik gegen Nero gab es weitab von Rom, so bezeichnete Vindex in Gallien Nero als „malus citharoedus“, als schlechten Kitharoden. Ebenfalls wagten Tacitus und Seneca sich kritisch zu äußern.
Nach Neros Tod gab es dann eine Sammlung seines Repertoire kitharodischer Nomoi unter dem Namen „Dominicum“. Diese Gesänge von Nero waren noch lange weit verbreitet, so dass der Kaiser Nero mit Horaz und Ambrosius heute zu den bekanntesten Schöpfern römischer Musik zählen.

Zum Ende des 2. Jahrhunderts kamen zu den heidnischen Musikschriftsteller allmählich christliche hinzu.
Diese wandten sich gegen das praktizierte Musikleben der Römer. Titus Flavius Clemens von Alexandria, christlicher Schriftsteller und Theologe, wetterte in seinem „Paedagogus“ zu dem Überhandnehmen der Instrumentalmusik. Tertullian (um160-220) sah in dem Theater mit seiner Musik die Pflanzstätte heidnischer Religion. Vollkommen wurde Tanz- und Instrumentalmusik abgelehnt von Origenes aus Alexandria (um185-253) und Caecilius Cyprianus in Karthago (um 200-258).

Der letzte Soldatenkaiser Carinus (283-285) berief viele Musiker nach Rom und leistete sich wie griechische Fürsten Monstre-Orchester. Das zeigt, dass trotz der gewaltigen innen- und außenpolitischen Problemen die Musik in der zu Ende gehenden Epoche den Menschen in gewohnter Tradition Ablenkung und Trost spendete.

Bald darauf wurde das Christentum Staatsreligion. 313 im Mailänder Toleranzedikt geduldet.

Einen Bruch zwischen der antiken Musik und dem Mittelalter hat es nicht gegeben, obwohl zeitweise musikhistorische Überlieferungen aussetzten. Eine Bedeutung in der Überlieferung der antiken Instrumente, den Singspielen und Weisen kommt nun aber den im Mittelalter verachteten fahrenden Spielleuten zu, die Instrumente und Spieltechniken lebendig erhielten und verbreiteten.

Von Wolfgang Dix (Dixi) sehr gekürzt, so auf dem Treffen vorgetragen.